L’île aux oiseaux
Maya Kosa, Sergio da Costa, Schweiz, 2019o
Nach einer langen Zeit der Isolation entdeckt Antonin, ein junger Mann, der unter anhaltender Erschöpfung leidet, die Welt in einer Vogelpflegestation wieder. An diesem seltsamen Ort leben verwundete Vögel und verlorene Seelen zusammen, begleitet von den allgegenwärtigen Geräuschen von Flugzeugen.
Zehnmal hat die Migros-Kulturförderung einen Dokfilm-Wettbewerb ausgeschrieben und das Siegerprojekt von A bis Z finanziert. Der Einstünder L'île aux oiseaux ist das jüngste Küken aus dieser Reihe und nutzt die Dokfilm-Vorgabe für eine spielfilmartige Stilisierung seines Schauplatzes. Im Zentrum steht ein fragiler junger Mann, der auf einer Station für verletzte Vögel die Aufzucht später verfütterter Mäuse und Ratten übernimmt und mit dieser – unappetitlichen, dafür überschaubaren – Arbeit wieder Fuss im Leben fassen soll. Auch das übrige Personal des Zentrums besteht aus AussenseiterInnen, schräge Vögel kümmern sich also um angeschlagene. Das Regieduo inszeniert dies wie bewegte Stillleben und lässt die wenigen Geschehnisse allein vom jungen Protagonisten im Off erläutern: ein sperriges, gekonnt inszeniertes Sinnspiel über die seltsame Gewichtung von Fürsorglichkeit und Erbarmungslosigkeit in unserem Umgang mit der Natur.
Andreas Furler